Am Montagabend gibt es eine erste Verkostung der Bilder: US-Präsident Joe Biden wird eines der ersten Bilder von „Webb“ um 23 Uhr MESZ im Weißen Haus enthüllen, wie die Raumfahrtbehörde European Esa am Montag mitteilte.
Das Teleskop hatte bereits Anfang dieses Jahres erste Testbilder zur Erde geschickt, darunter Fotos eines Sterns und ein Selfie. Die Bilder, die am Dienstag veröffentlicht werden sollen, sollen “Webbs volle wissenschaftliche Fähigkeiten demonstrieren”. Zu sehen sind auf diesen Bildern unter anderem der Carina-Nebel, in dem sich seltsam aussehende Staub- und Gasstrukturen auftürmen, die Galaxiengruppe „Stephans Quintett“ und der riesige Exoplanet „Wasp-96 b“.
„Was wir am 12. Juli sehen werden, ist nicht nur ein Bild“, twitterte kürzlich der Schweizer Forschungsdirektor der NASA, Thomas Zurbuchen. Es ist eine neue Vision der Welt der Natur. Die über Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende verborgenen Geheimnisse würden enthüllt werden.
Das leistungsstärkste Teleskop
„Webb“ ist das leistungsstärkste – und teuerste – Teleskop, das je gebaut wurde. Es soll die Anfänge des Universums vor 13 Milliarden Jahren erforschen und nur wenige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall zurückblicken. Astronomen erhoffen sich Rückschlüsse auf die Entstehung der ersten Sterne und Galaxien. Webb-Aufzeichnungen sollten auch zeigen, ob es bewohnbare Planeten mit Wasserressourcen gibt.
Nachdem das James-Webb-Teleskop im Dezember letzten Jahres seine 1,5 Millionen Meilen lange Weltraumreise abgeschlossen hatte, war es notwendig, den riesigen Sonnenschirm auszufahren, den Spiegel auszurichten und die Instrumente zu kalibrieren und zu testen. Jetzt, sechs Monate später, kann die wissenschaftliche Mission beginnen.
Die Schweiz beteiligt sich an der Forschung
Auch mehrere Teams von Schweizer Universitäten konnten sich eine begehrte Beobachtungszeit mit dem James-Webb-Weltraumteleskop sichern. Darunter auch der ETH-Astrophysiker Adrian Glauser und sein Team: Weil sie massgeblich an der Entwicklung eines der Bordinstrumente beteiligt waren, profitieren sie sogar vom Privileg einer garantierten Beobachtungszeit, die sie zur Charakterisierung von Exoplaneten nutzen werden.
Das von ihnen entwickelte Instrument MIRI (Mid Infrared Instrument) arbeitet bei noch kälteren Temperaturen als die anderen drei Instrumente an Bord der “Webb”. Deshalb bauten die Forscher ein ausgeklügeltes Kühlsystem. Im April erreichte das Instrument seine endgültige Betriebstemperatur: minus 266 Grad Celsius.
Blick durch die Staubwolken
Für Beobachtungen im Infrarotbereich sind extrem niedrige Instrumententemperaturen erforderlich. Dieses Lichtspektrum erlaubt unter anderem, weit in die Vergangenheit zu blicken und durch die kosmischen Staubwolken zu blicken.
Unvorstellbar weit zurück wollen auch die Astrophysiker Robert Feldmann von der Universität Zürich und Pascal Oesch von der Universität Genf blicken: Im Rahmen des internationalen Programms «Uncover» wollen sie die ersten Galaxien im Universum aufspüren, die geboren wurden. Zwischen 300 und 400 Millionen Jahre nach dem Urknall.
Kostenexplosion
Die Mission „Webb“ ist eine Kooperation von Esa, Nasa und der kanadischen Raumfahrtbehörde CSA. Das 1989 gestartete Projekt sollte ursprünglich Anfang der 2000er Jahre live gehen, neue Probleme verzögerten das Projekt jedoch um Jahre und die Kosten verdreifachten sich auf fast 10 Milliarden US-Dollar. Die Ausfahrt musste mehrfach verschoben werden.