Es war ein Einstand nach Maß, besser gesagt ein exzessiver Einstand, den Stefan Herheim am Samstag als neuer Intendant des (Musik)Theaters an der Wien im Museumsquartier gab. Der neue Gastgeber lässt als Regisseur von Leoš Janáčeks „Das schlaue Füchslein“ die Bühnenmaschinerie in der Ausweichspielstätte wegen einer Renovierung überhitzen, zeigt, wie sich die schwierige Märchenoper elegant umsetzen lässt und fügt auch noch eine Meta hinzu eben.
Am konventionellsten ist die selbstreferentielle Geste, sich auf das populäre Stilmittel zu stützen, den Komponisten eines Werkes als Figur auf die Bühne zu stellen, das Werk als schöpferischen Entwicklungsprozess im Sinne des Schöpfers zu stilisieren. So kann Tenor Ya-Chung Huang neben zahlreichen Tierrollen auch als Janáček durch seine eigene Fantasie wandeln.
Und sie beginnt logischerweise in der Bühnenwerkstatt, einem völlig leeren Raum, der die Dimensionen der neuen Heimat für die nächsten zwei Spielzeiten des Theater an der Wien offenbart; schließlich dient die Halle E des MQ als Ersatz für das Naschmarkt-Hauptgebäude, das einer Generalsanierung unterzogen wird. Doch es ist noch lange nicht das Ende dieses kahlen Raums, denn Herheim und Silke Bauer, verantwortlich für die Szenografie, zünden bald ein Feuerwerk auf der Bühne, eine Performance-Show, die auch das MQ-System zu leisten vermag.
Dabei handelt es sich jedoch nicht um Gigantismus per se, da die vielen Tierfiguren im Gleichnis teilweise mit einfachsten Mitteln hingerichtet werden. Ein Fuchsschwanz in der Hand oder ein Wischmopp genügen, und fertig ist der Dackel. Was nicht heißen soll, dass eine riesige Libelle auf der Bühne nicht über die Figur hinwegfliegen kann.
Gleichzeitig verfolgt Herheim auch in diesem Werk keinen einzigen Gedanken strikt, sondern betrachtet die in das Werk eingeschriebenen Fragen nach dem Wesen der Natur und der menschlichen Natur als einfache Linie seines Interesses. Eine zweite, nicht minder wichtige, ist es, den vom Förster als Kind gefangenen kleinen Fuchs zu einer Art Lulu für die Männerwelt zu stilisieren und gleichzeitig einen Metadiskurs über die Rolle der Frau in der Oper zu eröffnen. .
An einer Stelle treten die Waldbewohner als Femen-Aktivistinnen auf, die dem Dachs die patriarchalische Nadel entreißen. Und irgendwann verkleiden sich die Damen von Arnold Schönbergs Chor als die großen Tragödien der Opernliteratur, werden von ihren Spielkameraden getötet und dann von einem Schnitter, dessen Trommelstock aus Dauben besteht, zerfetzt. Frauen haben es in der Oper nicht leicht.
Wie einfach es für die Dirigenten unter Intendant Stefan Herheim am (Musik)Theater an der Wien wird, bleibt die Zukunft abzuwarten. Wenn überhaupt, hat der neue Chef mit diesem Eröffnungsjob eine Vorlage für alles Mögliche geliefert.
(SERVICE – „Der schlaue Fuchs“ von Leoš Janáček im Musiktheater an der Wien im MQ, Saal E, Museumsplatz 1, 1070 Wien. Musikalische Leitung der Wiener Symphoniker: Giedrė Šlekytė, Inszenierung: Stefan Herheim, Bühne: Silke Bauer, Kostüme: Doris Maria Aigner, Beleuchtung: Paul Grilj Mit Förster – Milan Siljanov, Förster/Schopfhenne/Eule/Frau Pásek – Alžběta Vomáčková, Schlaufuchs – Mélissa Petit, Fuchs – Jana Kurucová, Harašta – Marcell Bakonyi, Schullehrer/Mücke / Dackel/Hahn/ Specht – Ya-Chung Huang, Hirte/Dachs – Levente Páll Weitere Vorstellungen am 17., 20., 22., 25. und 27. Oktober. www.theater-wien.at /de/spielplan/78/Das-schlaue – little Fuchs)